Der sog. Tansania Park – Die (un-)sichtbare Geschichte

© Credits: Akrobatiktheater KCC

Der sog. Tansania Park – Die (un-)sichtbare Geschichte

Eintritt frei – um Spenden wird gebeten, einige Veranstaltungen mit Anmeldung und begrenzter Teilnehmendenzahl


Samstag, 7. September 2024
11:00-22:00


Veranstaltungsort: Wilsonstraße 60, 22045 Hamburg

Denkmalgeschützt und hinter einem Zaun stehen in Hamburg-Jenfeld das „Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal“, auch „Askari-Reliefs“ genannt, das „Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ und die Lettow-Vorbeck-Kaserne. Bis 1999 flankierten die zwei Askari-Reliefs (1938, Walter von Ruckteschell) den Eingang der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne. Sie erinnern an den Feldzug deutscher Kolonialtruppen während des Ersten Weltkriegs in die Kolonie Deutsch-Ostafrika und die Forderung nach Rückgabe der Kolonien. 2003 initiierte der Kulturkreis Jenfeld den Ort mit Ehrenmalen und Skulpturen deutscher Kolonialgeschichte, der seit seiner Eröffnung in der Kritik steht und aufgrund der einseitigen rassistischen Perspektive noch verschlossen ist. Die Denkmäler sind Teil des sogenannten Tansania Parks auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne im neuen Stadtquartier “Jenfelder-Au”. Einen offiziellen Namen haben die Grünfläche und die Gebäude nicht.

Die im Nationalsozialismus erbauten Kolonialdenkmäler in Jenfeld entfachten in den letzten zwei Jahrzehnten eine hitzige Debatte um die koloniale Vergangenheit Hamburgs. Trotz Kritik befinden sich die Denkmäler weiterhin, in ihrer Bildsprache ungebrochen, an oder unweit ihres ursprünglichen Aufstellungsortes. Darum, wie die Ehrenmale und Skulpturen aus der deutschen Kolonialgeschichte präsentiert und auch zukünftig in einem historischen Kontext eingebettet werden sollen, wird seit Jahren gerungen. Es ist sowohl hamburg- und deutschlandweit als auch im Stadtteil selbst ein viel bewegtes Thema. Das Tor zum Eingang des sogenannten Tansania Parks mit den Denkmälern und den Askari-Reliefs ist jedoch abgeschlossen und somit alles dahinter auch weitgehend von der Öffentlichkeit abgegrenzt.

Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals lädt die W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik, der Salon International e.V. und das B-Movie auf St. Pauli alle Personen, die Interesse an den Denkmälern und seinen (un-)sichtbaren Geschichten haben, ein, auf das Gelände der Lettow-Vorbeck-Kaserne und in den sog. Tansania Park zu kommen und an den folgenden Veranstaltungen teilzunehmen. Zeitpunkt und Ort werden zeitnah bekanntgegeben:

  • Die (un-)sichtbare Geschichte des sog. Tansania Parks
    Rundgang mit Friederike Odenwald (Fachbereich Globalgeschichte der Uni Hamburg)

Anmeldung via guestoo
11:00 bis 13:00 Uhr
Ort: Wilsonstraße 60, 22045 Hamburg

In dem Rundgang schauen wir uns Teile des Exerzierplatzes der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne und des sogenannten Tansania-Parks an. Die Kaserne wurde im Zuge der nationalsozialistischen Wiederaufrüstung errichtet. Sowohl mit der Namensgebung nach dem Kommandeur der deutschen Kolonialtruppen in Ostafrika im Ersten Weltkrieg als auch durch verschiedene Gedenkorte für deutsche koloniale Akteure wurde in Jenfeld dabei ein kolonialrevisionistisches Bildprogramm geschaffen. Dieses werden wir uns gemeinsam erschließen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Geschichte des Ortes nach der Auflösung der Kaserne in den 1990er Jahren, in deren Folge es zu einer Auseinandersetzung um den Umgang mit der kolonialen und nationalsozialistischen Geschichte des Ortes kam.

  • „Uhuru heißt Freiheit“ – Widerstand gegen die deutsche Kolonisierung Ostafrikas
    Rundgang mit Mnyaka Sururu Mboro & Christian Kopp (Berlin Postkolonial)

Anmeldelink folgt in Kürze
14:00 bis 16:30 Uhr
Ort: Wilsonstraße 60, 22045 Hamburg

Veranstaltet vom Bildungsbüro Hamburg

  • Performance: Kigamboni Community Centers (KCC)

Keine Anmeldung via guestoo notwendig
17:00 bis 18:00 Uhr
Ort: Kaskadenpark 2, 22045 Hamburg

Das Kigamboni Community Center (KCC) ist eine wichtige Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus Kigamboni, einem sich rasant entwickelnden Bezirk Dar es Salaams, der größten Stadt Tansanias. Das Center bietet vor allem am Nachmittag ein breitgefächertes Angebot, um den Kindern und Jugendlichen außerschulische Beschäftigung und Perspektiven zu vermitteln. Seit der Gründung 2007 bietet das KCC-Gründungsmitglied Nassoro Mkwesso ein Performance-Programm an. Selbst Akrobat, tourte er schon mit elf Jahren mit einer Zirkusgruppe durch Südostasien. Seit 2009 gibt es eine Gruppe für traditionellen und zeitgenössischen Tanz, die zu verschiedenen Musikstücken Choreografien einstudiert. Die Teilnehmer*innen schreiben selbst Stücke für ihr Theater-Akrobatikprogramm und führen diese im Stadtteil auf. Dabei werden soziale Probleme thematisiert, die vor allem Kinderrechte sichtbar machen und für ein Recht auf Teilhabe und Bildung plädieren. Zudem gibt es Unterricht zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030, die unter anderem in den Performances des Projektes verarbeitet werden.

  • Gespräch mit Bernard Laulian Ntahondi (Dar es Salaam Center for Architectual Heritage) und Hannimari Jokinen

Anmeldung via guestoo
18:30 bis 20 Uhr
Ort: Kaskadenpark 2, 22045 Hamburg

Im Gespräch mit Bernard Laulian Ntahondi wird es um den Umgang mit Askari Denkmälern in Hamburg und Tansania gehen. Ntahondi ist Mitglied von Ajabu Ajabu, einem Kino- und Künstlerkollektiv in Dar es Salaam, was es sich zur Aufgabe gemacht hat, das audiovisuelle Erbe seines Landes zu bewahren und zu vermitteln. Als Kurator am nichtstaatlichen Dar es Salaam Centre for Architectural Heritage widmet er sich außerdem dem baulichen Erbe Dar es Salaams. Anfang des Jahres war er Teil der tansanischen Delegation, die auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung nach Deutschland reiste, um hier in den Austausch über Restitution und Erinnerungsarbeit zu treten.

  • Majubs Reise (DE 2013, 48 Min., OmeU) – Filmscreening mit dem B-Movie Kulturinitiative auf St. Pauli gemeinnütziger e.V. und anschließendem Gespräch mit der Regisseurin Eva Knopf

Anmeldung bei lena.koch@saloninternational.org oder über +49 152 270 464 55
20:30 bis 22 Uhr
Ort: Kaskadenpark 2, 22045 Hamburg

Der Film erzählt die Geschichte von Mahjub bin Adam Mohamed, aka Majub (1904-1944), einem angesagten schwarzen Statisten und Kleindarsteller des Weimarer Kinos. Majub wurde in Dar es Salaam, dem heutigen Tansania geboren, was zu dieser Zeit zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte, die von 1885 bis 1918 bestand. Sie war das größte Kolonialgebiet Deutschlands und umfasste neben Tansania die heutigen Staaten Burundi, Ruanda und einen kleinen Teil von Mosambik. Vor dieser “Karriere beim Film” diente Majub als sogenannter Askari im Ersten Weltkrieg unter General Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) in der deutschen “Schutztruppe”. Er war bei seinem Eintritt neun Jahre alt, als der 1. Weltkrieg losging war er 10. Nachdem die Deutschen den Krieg verloren haben, zahlen sie ihm seinen Sold nicht mehr aus. Etwa zehn Jahre nach dem Krieg entschließt er sich nach Deutschland zu reisen und seinen ausstehenden Sold persönlich abzuholen. Er kommt ausgerechnet Anfang der 1930er Jahre in Deutschland an. Anhand seiner Biografie tauchen wir ein in die komplexe Beziehung Deutschlands zu seiner ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika.


Der Salon International e.V. schafft kulturelle Angebote für Kinder- und Jugendliche sowie Erwachsene mit besonderem Entwicklungsbedarf an der Schnittstelle zwischen Herkunfts- und Mehrheitskultur. Er fördert die öffentliche Rezeption, Diskussion und Anerkennung der kulturellen Diversität in Deutschland sowie die Qualifizierung interkultureller Kompetenz in privaten und öffentlichen Kultureinrichtungen.
https://www.musik-aus-jenfeld.de/mitmachen/der-tansania-park-in-jenfeld/

Das B-Movie ist ein kollektiv und ehrenamtlich betriebenes Kino auf St. Pauli, das sich durch sein abwechslungsreiches Programm auszeichnet. Monatlich setzt es neue Themenschwerpunkte und zeigt auch nichtkommerzielle und unabhängig produzierte Filme, die sonst keine Chance auf eine Leinwand hätten. Mit seinen unterschiedlichen Foki eröffnet es immer wieder neue Diskursräume, in die es einlädt, einzutreten.
https://www.b-movie.de


Hinweis zur Teilnahme:

  • Die Teilnehmendenanzahl ist bei einigen Aktivitäten begrenzt. Daher bitten wir um vorherige Anmeldung zur Veranstaltung über guestoo.
  • Barrieren: Der Zugang zur Lettow-Vorbeck-Kaserne ist ebenerdig. Der Exerzierplatz ist eine ungepflegte Betonfläche, mit teilweisen Schäden. Der sog. Tansania Park ist eine unebene Rasenfläche. Die Bücherhalle Jenfelder Au ist barrierefrei zugänglich.

Die Veranstalter*innen behalten sich vor, Personen mit rassistischen oder anderweitig menschenverachtenden oder diskriminierenden Äußerungen von der Veranstaltung auszuschließen.

Die Veranstaltung ist Teil des W3_Projekts Koloniale Spuren – Dekoloniale Praktiken und eine Kooperation mit dem Salon International e.V. und dem B-Movie.

Gefördert von

Organisiert von:

In Kooperation mit: Salon International e.V. und B-Movie