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„Von Schatzkisten und Pfeffersäcken” – der Hamburger Hafen im ungleichen Welthandel
Mit Anmeldung
Sonntag, 15. Juni 2025
16:00 – 17:30
Veranstaltungsort: Treffpunkt: Landungsbrücken Hamburg – Achtung: Details folgen nach der Anmeldung!
Mit: Alternative Hafenrundfahrt
Wo verbirgt sich das weltweit größte Lager für Orientteppiche, woher stammt unser Kaffee und wieso hat das bitterarme Liberia eine der größten Handelsflotten?
Freut euch auf eine Fahrt hinter die Kulissen aus Backsteinmauern und Containerbrücken!
Die Tour veranschaulicht die Hintergründe des Welthandels mit Afrika, Asien und Lateinamerika. Sie erklärt, warum Kaffee und Kakao so billig geworden sind, warum Schrott ein Exportschlager ist und wer an dem extrem ungleichen Handel zwischen Nord und Süd verdient.
Gemeinsam werden wir den Baakenhafen besuchen und mehr über einige der folgenden Themen erfahren:
Agrotreibstoffe
Auf der Neuhöfer Pier gibt es eine Palmölraffinerie. Damit lässt sich aus Palmöl Diesel herstellen. Warum das keine so gute Idee ist, erfahrt ihr auf der Rundfahrt.
Autos
Die unzähligen Autos, die am Kai auf ihre Verladung für den Transport nach Westafrika warten, sehen nur von Weitem brauchbar aus. Viele der Karossen würden in Europa keine Chance haben, ihre Zulassung zu behalten, denn sie sind reif für die Schrottpresse. In Afrika aber lässt sich mit diesem Wohlstandsmüll noch kräftig verdienen – zu Lasten der dortigen Umwelt und Verkehrssicherheit.
Bananen
Trotz ihrer langen Reise über den großen Teich sind Bananen im Vergleich zu heimischen Äpfeln billig und beliebt. Ihre Herkunftsländer in Mittelamerika werden gelegentlich als „Bananenrepubliken“ bezeichnet. Dieser abfällige Begriff verschweigt die Abhängigkeit dieser Länder und die bittere, vergiftete Geschichte des Bananenanbaus.
Billigflaggen
Auffällig ist, wie viele Schiffe hier im Hafen am Heck die Stadt Nassau als ihren Heimathafen anzeigen. Nassau ist die Hauptstadt der Bahamas. Die Reeder haben mit spitzem Bleistift errechnet, dass sie durch das Ausflaggen eine Menge Geld sparen. Das geht allerdings auf Kosten der Seeleute und der Sicherheit auf See.
Blohm & Voss
Auch wenn Luxusliner und Kreuzfahrtschiffe zeitweilig dekorativ im Dock liegen: Die Rüstungsfertigung dominierte schon zu Kaisers Zeiten den Werftbetrieb bei Blohm & Voss. Inzwischen wurde der zivile Bereich der Werft an den britischen Finanzinvestor Star Capital Partners verkauft.
Container
Ohne Container wäre die Globalisierung des Handels nicht annähernd so profitabel. Der schnelle, billige Transport gestattet es, auch Waren von relativ niedrigem Wert weite Strecken zu bewegen und von den extrem geringen Löhnen in armen Ländern zu profitieren. Eigens für diesen Bedarf sind Fabrikationszonen entwickelt worden, in denen es so gut wie keine arbeitsrechtlichen Schutzvorschriften und auch keine nennenswerten Ein- und Ausfuhrzölle gibt.
Geflüchtete
Die Zahlen der Menschen, die sich als blinde Passagiere auf Seeschiffen versteckt auf den Weg nach Norden machen, ist aufgrund anderer Fluchtrouten stark gesunken. Dennoch gibt es sie und nur wenige haben die Chance auf eine dauerhafte Aufnahme. Viele werden aus dem Hafen direkt wieder zurückgeschickt, ohne dass ihr Schutzbegehren individuell geprüft wird. Insofern ist im Hamburger Hafen das ausprobiert worden, was jetzt mit dem EU-Türkei-Deal zu einem wichtigen Baustein europäischer Abschottung geworden ist: die Abschaffung der individuellen Prüfung.
Kaffee
Ganz in der Nähe der ehemaligen Kaffeebörse befindet sich die Verwaltung der Neumann Kaffee Gruppe – dem weltweit größten Rohkaffeehändler. Dank des enormen Kaffeedursts in Deutschland ist das Geschäft mit den Bohnen für sie sehr profitabel. Am schöngelegenen Firmensitz wird aber nicht deutlich, wie die Geschäftspraktiken in Übersee sind: Der Konzern versucht, den Jahrzehnte andauernden Preisdruck durch eigene Plantagen, z. B. in Uganda, aufrechtzuerhalten. Für die Anpflanzungen werden mithilfe des Militärs landwirtschaftlich Beschäftigte gewaltsam vertrieben.
Kakao
Kakao, die alte Aztekenfrucht, wächst heute vor allem in Westafrika, aber auch in Brasilien und Südostasien. Aus den Kakaobohnen, die nach Hamburg kommen, wird Kakaomasse und -butter gemacht. Kakaobutter ist vielfältig einsetzbar: In der Ernährung, der Kosmetikindustrie und der Medizin. Gentechnisch hergestellte Ersatzfette verringern allerdings die Erlöse der westafrikanischen Kakaoanbauenden.
Schrott
Die Schrottberge im Hafen sind gesprenkelt. Das weist darauf hin, dass es sich um kein sortiertes, sondern mit Plastik und Lack kontaminiertes Material handelt. Früher ein Ärgernis, das man schnell loswerden wollte, ist Schrott seit Jahrzehnten ein begehrtes Handelsgut geworden. Weil es aber in Europa auch wegen der schärferen Umweltgesetzgebung teuer ist, diesen Rohstoff wieder zu Eisen zu machen, werden die Schrottberge in Teile der Welt exportiert, wo die Gesetze noch nicht so streng sind. Lange Zeit gingen große Teile nach China, nach dem Wechselt der Umweltpolitik dort geht derzeit der überwiegende Teil in die Türkei.
Sojabohnen
Mit ihren langen schwarzen Rüsseln befördern die Saugheber Sojabohnen in die Silos. Soja könnte viele Menschen ernähren, doch der größte Anteil der Ernte wird in die Industrieländer exportiert und dort zu Viehfutter verarbeitet. Mit massiven Lebensmittelexporten versuchen viele Länder des Südens ihre Schulden bei den Industrieländern abzuzahlen.
Teppiche
Hinter den dicken Backsteinmauern der Speicherstadt ist das größte Orientteppichlager der Welt verborgen. Man nennt diese handgeknüpften Waren noch Perserteppiche, auch wenn sie mittlerweile eher aus Indien oder Pakistan kommen. Von wem und unter welchen Arbeitsbedingungen werden sie geknüpft?
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Alternative Hafenrundfahrt statt.
Hinweis zur Teilnahme:
- Da die Teilnehmendenzahl begrenzt ist, bitten wir um vorherige Anmeldung via Guestoo.
- Die Veranstaltung ist kostenfrei – Spenden erwünscht.
Wir behalten uns vor, Personen mit antisemitischen, rassistischen, sexistischen oder anderweitig diskriminierenden und menschenverachtenden Äußerungen von der Veranstaltung auszuschließen.
Die Veranstaltung ist Teil des W3_Projekts Koloniale Spuren – Dekoloniale Praktiken.
Gefördert von

Organisiert von: W3_Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V.