Der Werkhof ist ein solidarisches und gemeinschaftliches Projekt zum Wohnen und Arbeiten mit fünf Häusern und Hallen in der ehemaligen Dralle-Fabrik in Hamburg Ottensen. Sein Konstrukt ist quasi genossenschaftlich: Der Verein Mieterselbstverwaltung e.V., in dem alle Nutzer*innen automatisch Mitglied sind, ist der einzige Gesellschafter der Ottensener Werkhof GmbH, die die Verwaltung der Nutzer*innen-Verträge, Bau und Instandhaltung und die Bewirtschaftung des Geländes organisiert. Aus den Reihen der Nutzer*innen organisieren sich die Hausversammlungen die dann auch den Vorstand rotierend besetzen, der wiederum die GMBH kontrolliert und alle wichtigen Belange zusammen mit der Geschäftsführung der GMBH bespricht. Regelmäßig finden Vollversammlungen statt, in denen die Grundsatzentscheidungen getroffen und diskutiert werden. Der Werkhof organisiert zudem soziale und kulturelle Projekte über den Verein Zusammen Leben und Arbeiten e.V. und engagiert sich zudem für eine möglichst nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung.
Die Einnahmen aus den Nutzungsentgelten werden direkt wieder in das Gelände investiert. Die Bausubstanz zu erhalten, auszubauen und dabei dennoch möglichst niedrige Nutzungsentgelte zu garantieren, sind dabei kein Widerspruch.
Im Werkhof wohnen und arbeiten um die 200 Personen. Wohnnutzung, kleine Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Firmen im Low- und Nonprofit Sektor, Einzelpersonen, aber auch Vereine und gemeinnützige Organisationen bilden eine heterogene Mischung und machen den Werkhof als vielseitiges Projekt aus. Ein Kino, eine offene Werkstatt, eine Kneipe und auch ein Restaurant sind ebenso Teil des Projekts.
Die Vorgeschichte des Ottenser Werkhofs, der als das erste und in seinen Ansprüchen umfassendste Projekt der Hamburger Alternativszene galt, begann mit der Gründung der W3 durch den damaligen Theologiestudenten Peter Jorzick und eine Reihe anderer entwicklungspolitischer Gruppen. Sie mieteten 1979 drei Geschosse des Gebäudes Nernstweg 32-34, in denen bis 1975 die Firma Dralle Parfümerien und Feinseifen produziert hatte. Der Leerstand der zur Fabrik gehörenden Gebäude an der Gaußstraße beflügelte bald schon Expansionsphantasien. Eine Gruppe von etwa 30 Initiativen entwarf 1981/82 das Konzept eines „interdisziplinären Gewerbehof“, eines „Entwicklungsprojekts für die Erste Welt“. Nach Verhandlungen mit der Maklerfirma Dude, die das Gelände zwischenzeitlich erworben hatte, konnte 1982 ein Erbbaurechtsvertrag über 99 Jahre abgeschlossen werden. 1988 konnte das Grundstück gekauft werden. Die W3 gehört seither zum Werkhof.